„Wenn wir so spielen wie im letzten Drittel…“

„Wenn wir so spielen wie im letzten Drittel, dann hat keine Mannschaft eine Chance gegen uns. Das ist alles was ich sagen kann.“ Das waren die Worte von Wild Boys Stürmer Florian Lüsch, die die Stimmungslage nach dem Spiel sehr gut zusammenfasste. Doch von Anfang an…

 

 

 

121110 halleDie nüchternen Fakten zuerst: Chemnitz verliert am Samstag Abend gegen die Saale Bulls Halle mit 3:6. Das war wohl auch nicht anders zu erwarten, wobei noch erschwerend dazu kam, dass Chemnitz heute komplett ohne die beiden starken Kontingentspieler Michal Vymazal und Lukas Komarek agieren musste, die beide krankheitsbedingt nicht auflaufen konnten.

 

Allerdings erlebten die anwesenden Fans von Anfang an eine deutlich konzentriertere und disziplinierter spielende Chemnitzer Mannschaft als noch beim unglücklich verlorenen Spiel gegen die Erfurter Dragons am letzten Wochenende. Chemnitz hatte sich wohl die Niederlage der letzten Partie zu Herzen genommen, denn heute war eine mental ganz anders agierende Mannschaft auf dem Eis zu sehen.

Was heute auf dem Eis geboten wurde, war durchaus sehenswert. Durch Halle als den klaren Favoriten in diesem Spiel wurde von Anfang an ein sehr schnelles und rasantes Eishockey vorgelegt, wobei die Wild Boys jedoch erstaunlich gut mithalten konnten. In den ersten acht Minuten war das Kräfteverhältnis auf dem Eis durchaus ausgeglichen, bevor den brandgefährlichen Hallensern der Führungstreffer durch Lupzig gelang. Nun übernahmen die Saale Bulls zwar die Spielführung und hielten sich vermehrt im Chemnitzer Drittel auf, wurden jedoch durch den sehr konzentriert arbeitenden Louis-Vincent Albrecht im Chemnitzer Kasten und die Chemnitzer Abwehr von weiteren Treffern abgehalten. So ging man mit einem erstaunlichen 0:1 in die Pause.

Im zweiten Drittel spielte Halle noch offensiver und setzte Chemnitz stark unter Druck. In der 5. Minuten fiel dadurch das 2:0 für Halle. Die Wild Boys wollten heute jedoch kein Punktelieferant für Halle werden und hielten gut dagegen, so dass in der 8. Minute der Hallenser Keeper hinter sich greifen musste. Nun stürmten die Saale Bulls unablässig gegen den Kasten von Louis-Vincent Albrecht, der hervorragend agierte, jedoch noch drei Tore in diesem Drittel hinnehmen musste. So endete das zweite Drittel mit einem Stand von 1:5.

Torsten Buschmann bewerte das Spiel zu diesem Zeitpunkt so: „Wie so oft haben wir im schwachen 2. Drittel die Punkte abgegeben. Wir haben im ganzen Spiel sehr gutes Vorchecking gespielt und uns im Angriffsdrittel viele Scheiben erarbeitet. Im Mitteldrittel haben wir aber defensiv zu schwach agiert. Halle hat die wenigen guten Chancen effektiv genutzt.“

Bis dahin hatte Halle gezeigt, dass man doch schon „in einer anderen Liga“ spielt und trotz engagiertem Chemnitzer Abwehrkampf seine Tore erzielen konnte. Jedoch hatte Wild Boys Trainer Torsten Buschmann in der Kabine wohl die richtigen Worte gefunden, denn Chemnitz zeigte nun ein überaus starkes Drittel und brachte teilweise Halle doch in Bedrängnis.

In der 5. Minute des Drittels gelang dem heute sehr stark spielenden Georg Albrecht der Treffer zum 2:5. Chemnitz hatte nun scheinbar gemerkt, dass Halle auch seine Schwachstellen hatte und bekam nun einen Lauf, in dessen Folge die Hallenser Abwehr doch enorme Arbeit leisten musste.

Plötzlich fand sich Chemnitz jedoch in 3:5 Unterzahl wieder; eine Situation in der man sich als Verteidiger normalerweise vor dem eigenen Gehäuse einigelt. Nicht jedoch so im Küchwald. Veit Holzmann gelang der Ausbruch und mit einem Sprint vor den Hallenser Kasten erzielte er tatsächlich den Treffer zum 3:5 in doppelter Unterzahl. „Wenn ich ehrlich sein soll: Ich bin schon so viele Jahre in diesem Job, aber das habe ich noch nicht erlebt. Du spielst 5:3 Überzahl und kassierst ein Tor“ sagte der Trainer der Saale Bulls zu diesem bemerkenswerten Treffer.

Der Treffer von Veit Holzmann gab dem Spiel noch einmal eine neue Dynamik und ließ die Spannung in der Küchwaldhalle förmlich bis unter die Hallendecke steigen. Der Anschlusstreffer war nun durchaus in greifbare Nähe gerückt. Das bewog wohl auch Trainer Torsten Buschmann kurz vor Ende den Torwart zugunsten eines weiteren Feldspielers vom Eis zu nehmen. Es hieß nun alles oder nichts. Verbissen versuchte Chemnitz den Puck im Hallenser Drittel zu behalten. Halle gelang jedoch die Befreiung und so schoss Eric Uwe Wunderlich zum Endstand von 3:6 ins leere Chemnitzer Tor.

„Im 1. und 2. Drittel haben wir sehr gut gespielt.“ sagte dazu der Hallenser Trainer Jiri Otoupalik, fügte jedoch hinzu: „So ist Eishockey. Ende ist nach sechzig Minuten. Unsere Leute haben aber vielleicht gedacht, dass das Spiel schon nach dem 2. Drittel zu Ende ist. Das war der Grund, warum wir auch etwas ‚Drama‘ gemacht haben. Aber ich bin sehr zufrieden. Die drei Punkte sind für uns sehr wichtig.“

Torsten Buschmann sagte zum Spielverlauf: „Im letzten Drittel hat die Bande gefiebert. Ich denke, auch die Leute im Stadion haben mitgefiebert. Es wäre möglich gewesen, dass wir hier noch etwas ‚ziehen‘. Das hatte ich vorher nicht geglaubt. Ich habe in der Kabine gesagt, dass wir noch ein Tor schießen müssen. Wir haben gehofft, dass Halle dann etwas kippt und genauso ist es dann auch eingetreten. Wir machen das 3:5, hätten mit etwas Glück sogar das 4:5 gehabt. Dann haben wir uns aber selbst mit den letzten Strafen aus dem Rennen genommen. Wir haben aber dennoch ein gutes Spiel geleistet.“

Ähnlich sah es auch Jari Pietsch, der als Förderlizenzspieler für Chemnitz spielt: „Im Mitteldrittel kam Halle mit so viel Schwung ins Spiel, da war es wirklich schwer zu verteidigen. Und Halle hat wirklich starke Leute. Wenn die im Angriffsdrittel sind, werden die sehr gefährlich. […] Wir sind aber gut ins letzte Drittel gestartet, aber es ist eben schwer, wenn man schon mit vier Toren hinten liegt. […] Wir waren heiß und Halle hat sich vielleicht schon zu sicher gefühlt. Man macht ein Tor und dann noch eins und dann sind alle wahnsinnig heiß. Leider hat es am Ende nicht geklappt.“

Trotz der Niederlage dürfte es für die anwesenden Zuschauer eine durchaus sehenswerte Partie mit einem hohen Spannungspotential gewesen sein. Besonders ist heute Georg Albrecht, Louis-Vincent Albrecht und Veit Holzmann hervorzuheben. Der eine für zwei Tore und eine Vorlage, der andere für seine sehr gute Arbeit im Chemnitzer Kasten und Veit Holzmann natürlich für sein Tor in doppelter Unterzahl.

Das heutige Spiel ging zwar verloren. Jedoch machte die heute gezeigte Leistung der Mannschaft Hoffnung auf die nächsten anstehenden Spiele.

Sehr schön fasst Wild Boys Stürmer Florian Lüsch den Spielverlauf denn auch so zusammen: „Wenn wir so spielen wie im letzten Drittel, dann hat keine Mannschaft eine Chance gegen uns. Das ist alles was ich sagen kann.“ Der Weg dorthin ist klar: „Weiter hart arbeiten. Weniger Strafen nehmen. Druck zum Tor. […] Wir sind motiviert. Wir müssen nach vorn schauen.“ Dem ist wohl nichts hinzuzufügen…

Stenogramm:
8:59, 0:1, Lupzig (Miklik, Zille); 25:58, 0:2, Slanina (Kolozvary, Bigam); 28:06, 1:2, Albrecht (Lüsch, Pietsch); 28:42, 1:3, Miklik (Rusch, Zille); 31:15, 1:4, Zille (Miklik, Schmitz); 39:05, 1:5, Schmitz (Slanina, Kolozvary); 45:28, 2:5,
Albrecht )Rentzsch, Trautmann); 48:57, 3:5, Holzmann (Trautmann, Albrecht), Unterzahl-2; 57:14, 3:6, Wunderlich (Miklik, Slanina), Empty-Net

 

 

 

 

 

 

 

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