"…fünfzig Minuten, die wir vergessen müssen."

Im Laufe einer Saison gibt es immer mal wieder diese Spiele, die man am liebsten schnell vergessen möchte und die man so schnell wie möglich abhaken muss. Die 300 Zuschauer in der Küchwaldhalle erlebten heute genau so ein Spiel ihrer Mannschaft, dass mit einer satten 2:11 Niederlage gegen die überlegenen IceFighters aus Leipzig endete.

 

 

 

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Dass Leipzig schon vor dem Spiel als Favorit galt war klar. Da spielte der Tabellen-Zweite gegen eine Mannschaft aus dem unteren Tabellenfeld – die Rollen waren also schon frühzeitig verteilt. Allerdings war von den Wild Boys auch immer weder in solchen Spielen eine Überraschung zu erwarten. Doch heute sollte dies nicht gelingen. Zu gross war der Ausfall, den Wild Boys Coach Torsten Buschmann vor dem Spiel krankheitsbedingt von seiner Kaderliste streichen musste. So trat man erneut mit nur zwei Reihen einem Gegner gegenüber, der am Tag zuvor die Über-Mannschaft der Oberliga, die Saale Bulls Halle, bezwungen hatte und mit entsprechend breiter Brust nach Chemnitz anreisen konnte.

Trotzdem gelang den Wild Boys der bessere Start in die Partie, der durch das 1:0 in der 4. Minute durch Michal Vymazal gekrönt wurde. „Wir waren ein bisschen unkonzentriert in der Defensive am Anfang des Spiels.“ sagte dazu IceFighters Coach Mannix Wolf nach dem Spiel und ergänzte: „Wir hatten ein hartes Spiel gestern gehabt und mussten erst ins Spiel reinkommen.“

Bis dahin spielte die Wild Boys ordentlich ihr eigenes Spiel, bremsten sich allerdings in der zehnten Minute durch eine Strafe selbst aus. Wild Boys Trainer Torsten Buschmann sagte dazu rückblickend: „Ich sehe das nicht ganz so, dass Leipzig einen schlechten Start hatte. Wir haben einen guten Start gehabt und haben Leipzig in den ersten fünf bis sechs Minuten auch gut bespielt. Wir haben relativ wenig Räume und Chancen gehabt. Wir drücken – wir hätten normalerweise nicht nur das 1:0, sondern auch das 2:0 oder sogar noch ein 3:0 hinterher schieben müssen – dann läuft das Spiel auch anders. Wir nehmen wieder eine sinnlose Strafe, kassieren in Unterzahl das 1:1 und bekommen kurz darauf noch so ein sinnloses Tor.“

Nach dem Führungstreffer der Leipziger zum 1:2 kippte die Mannschaft dann emotional und fand bis kurz vor der Schlusssirene nicht mehr ins Spiel zurück. Mannix Wolf sagte dazu: „Dann sind wir gut reingekommen. Wir haben dann einige Tore geschossen. Es ging relativ schnell. Ich denke auch, dass der Gegner mental auseinandergefallen ist.“ Und auch Torsten Buschmann sah es ähnlich: „Dann ist die Mannschaft emotional gekippt.“

Die Wild Boys kämpften weiter engagiert – für einen Gegenschlag fehlte jedoch die Kraft: „Wir konnten gar keinen Druck machen. Wir hatten ja nur zehn Leute auf der Bank. Mitten im Spiel ist dann auch noch Georg Albrecht mit Knieproblemem ausgefallen.“ beschreibt der Trainer diese Situation und schätzt den weiteren Verlauf realistisch ein: „Es soll keine Ausrede sein, aber wir hätten das Spiel sowieso nicht über drei Drittel mit dem, was wir an Material hatten, ziehen können. Gegen einen anderen Gegner, der sich reinstellt und bespielen lässt, geht das. Aber nicht gegen eine Mannschaft wie Leipzig. Das ist eine physisch starke Mannschaft. Die ziehen das Spiel breit und machen das Spiel schnell und lassen uns laufen. Unsere Leute waren einfach aufgerieben, die kamen raus und hatten keine Luft mehr, die Beine waren schwer. Tore schiessen wollten unsere Jungs dann trotzdem und haben aber keine Kraft mehr, zurück zu arbeiten. […] Heute waren zwei verschiedenen Ligen auf dem Eis. Da war eine Oberliga-Mannschaft auf hohem Niveau. Wir hatten heute keine Oberliga-Mannschaft auf dem Eis. Acht oder neun Spieler und zwei Torhüter – das ist kein Team. Zu einem Team gehören drei Blöcke, die haben wir nicht auf die Reihe kriegen können. Es gab zu viele verletzte und kranke Spieler.“

Leipzig übernahm nun also das Spielgeschehen und agierte weitestgehend ungestört auf dem Eis. Zwar merkte man jedem einzelnen Spieler der Wild Boys an, wie gern er die Situation drehen wollte, allein im Zusammenspiel gelang nicht mehr viel. Auch nach der letzte Pause setzte sich der Verlauf fort. Chemnitz wollte – rieb sich aber immer wieder an den abgeklärt spielenden IceFighters ab und kam nur selten ins generische Drittel. Leipzig erspielte sich hingegen eine Chance um die andere und so war es nur eine Frage der Zeit, wie hoch das Ergebnis ausfallen würde.

Elf Treffer musste Chemnitz so hinnehmen. Den zweiten Ehrentreffer für die Wild Boys erzielte Sekunden vor Schluss Florian Lüsch auf Vorlage von Florian Brenninger – allein es änderte nichts an der bitteren 2:11 Niederlage. IceFighters Coach Mannix Wolf zeigte sich denn auch hochzufrieden mit dem Ergebnis: „Wir haben das Spiel verdient – hochverdient – klar gewonnen.“

Aus Chemnitzer Sicht sollte man das Spiel schnellstmöglich abhaken und vergessen. Das sah nicht nur der Trainer so, sondern wohl auch das ganze Team. Torsten Buschmann sagte dazu nach dem Spiel: „Wir schiessen das erste Tor und wir schiessen das letzte Tor. Dazwischen hatten wir etwa fünfzig Minuten, die wir vergessen müssen. […] Ich stelle mich trotz der Niederlage – trotz dass sie so hoch ausgefallen ist, vor meine Mannschaft. […] Wir müssen nach vorn blicken. Am Freitag geht es wieder gegen Erfurt bei Null los. Wir wollen nächstes Wochenende sechs Punkte holen. Wir haben jetzt gerade gemeinsam in der Kabine gesessen und gesprochen. Wir alle haben das nicht als Krisensitzung gesehen. Solche Spiele passieren. Wir nehmen das mit als Aufbau, nicht als Niederlage.“

Stenogramm:
3:44, 1:0, Vymazal (Stiegler, H. Albrecht); 10:13, 1:1, Dörner (Eichelkraut, Breiter); 12:24, 1:2, Ullmann (Hadamik); 17:11, 1:3, Mikesz (Ullmann); 23:36, 1:4, Müller (Eichelkraut, Nighbert); 26:11, 1:5, Alt (Nighbert, Müller); 28:43, 1:6, Breiter (Hadamik, Martin); 23:13, 1:7, Eichelkraut (Mikesz, Hrach); 35:36, 1:8, Alt; 38:58, 1:9, Dörner (Nighbert, Eichelkraut); 42:51, 1:10, Eichelkraut (Müller, Alt); 53:13, 1:11, Nighbert (Eichelkraut); 59:58, 2:11, Lüsch (Brenninger)
Zuschauer: 301

 

 

 

 

 

 

 

Chemnitz Crashers