Das beste Heimspiel der Saison
„Klein im Kader, aber vom Herz her sehr groß.“ Das waren die Worte des Gästetrainers Manfred „Mannix“ Wolf, als er die Leistung der Wild Boys am gestrigen Abend bewertete. Die Zuschauer sahen ein Chemnitzer Mini-Team, dass nach einem scheinbar uneinholbaren 2:6 Rückstand eine furiose Aufholjagd startete und am Ende sogar einen Punkt holen konnte.
Mit großem Fanaufgebot war der Tabellenprimus, die Leipziger IceFighters, in den Küchwald gekommen, um hier bei einem Sieg mit ihrer Mannschaft die Meisterschaft der Oberliga-Ost zu feiern. Ein Sieg musste für Leipzig dafür reichen und bei der Statistik der Saison war klar, dass Chemnitz hier scheinbar nur als Außenseiter auf dem Eis stehen würde.
Doch wer nun geglaubt hatte, dass Chemnitz den Leipzigern die notwendigen Punkte auf dem Silbertablett servieren würde, sah sich schon in der ersten Minute getäuscht. Chemnitz begann offensiv und versuchte die Leipziger schon frühzeitig beim Spielaufbau zu stören. Dabei war Leipzig stets gefährlich und schnell. So entwickelte sich eine sehenswerte und überaus schnelle Partie auf hohem spielerischem Niveau. Was Chemnitz an Mannschaftstiefe fehlte – u.a. war Kevin Piehler kurzfristig nach Crimmitschau abberufen worden – machte sie durch Engagement und Kampfeswillen wieder wett und bot so den gefährlichen Leipzigern erstklassig Paroli. Zwar mussten die Wild Boys den ersten Treffer durch Tomas Vrba in der 3. Minute hinnehmen, jedoch gelang Florian Lüsch nur wenige Minuten später quasi im Alleingang der Ausgleich, der auch den Pausenstand markierte.
Dass es dabei nicht bleiben konnte, war jedoch klar. Chemnitz startete in Unterzahl ins zweite Drittel und da man nur Sekunden zu spät das Eis betrat, verhängte der Schiedsrichter auch gleich noch einmal eine Strafe wegen Spielverzögerung. Chemnitz befand sich nun also in doppelter Unterzahl. Leipzig ließ sich nicht lange bitten und gab Vollgas. In drei Minuten fielen drei Tore und Chemnitz lag schon mit 1:4 hinten. Nun war Chemnitz unter Druck und versuchte, das Spiel wieder unter Kontrolle zu bringen, aber noch einmal musste Andraes Mechel im Chemnitzer Tor einen Treffer durch Edward Gale hinnehmen. Zwar gelang kurz darauf Florian Lüsch, Elmar Trautmann im Leipziger Kasten zu überwinden, aber als Hannes Albrecht nach einer Strafzeit von der Bank kam, rutschte ihm der Puck förmlich vor den Schläger und er konnte ungestört zum 2:6 erhöhen.
Wenn jede andere Mannschaft mit einem so hohem Rückstand verzweifelt und eingebrochen wäre, so nicht unser Team. Jetzt zeigte sich, dass die Moral das größte Pfund unseres Chemnitzer Teams ist. Unbeirrt vom hohen Rückstand spielte man einfach engagiert und offensiv weiter und erarbeitete sich so wieder Chance um Chance, kam zurück ins Spiel und konnte tatsächlich Leipzig erneut unter Druck setzen. Zwei Tore durch Toni Uhlig und Michal Vymazal waren der Lohn für diesen Kampf, nach dem es mit 4:6 in die Kabine ging.
Diesmal rechtzeitig zurück auf dem Eis machten die Wild Boys im dritten Drittel dort weiter, wo sie im zweiten aufgehört hatten und kämpften sich immer wieder durch die Leipziger Reihen. Leipzig hatte nicht ganz damit gerechnet, auf so eine harte Nuß knacken zu müssen und geriet weiter unter Druck. Aber Chemnitz wollte es nun endgültig wissen und stürmte ein- ums andere Mal nach vorn. Als dann Esbjörn Hofverberg im Alleingang in der 9. Minute den Anschlusstreffer erzielen konnte, gab es kein Halten mehr. Die Halle kochte und in den Gesichtern der Spieler war zu erkennen, wie sehr man den Ausgleich wollte. Es gab nun nur noch ein Ziel – und das war Elmar Trautmanns Tor. Und wer kämpft, kommt auch zu seinem Glück und so war es Jan Herman, der eine Überzahl-Situation nutzte, um den lautstark bejubelten Ausgleichstreffer herzustellen. Wer hätte das vor Beginn des Spiels gedacht?
Gäste Coach Manfred „Mannix“ Wolf sagte dazu nach dem Spiel: „Es war ein erwartet harter Kampf. Ich habe meine Spieler darauf vorbereitet, dass unser Gegner heute zwar klein im Kader ist, aber vom Herz her sehr groß. Das war auch so. André Dietzsch hat die Mannschaft sehr gut eingestellt. Die haben gekämpft bis zur letzten Sekunde. Das haben wir erwartet.“
Wild Boys Coach André Dietzsch sagte dazu: „Auch wenn es 2:6 steht, ist alles drin. […] Jedes Spiel endet erst nach sechzig Minuten. Es kann so schnell gehen. Zehn oder zwanzig Sekunden und es kann sich alles drehen. Das ist aber auch der Reiz an dem Sport. Es zeigt dass die Jungs mit Herz spielen, an sich glauben und sich auch so wieder ins Spiel zurück bringen. Da bin ich stolz auf das Team. Das haben sie in dieser Saison schon des Öfteren gezeigt, was da für Möglichkeiten drin stecken. Heute war es auch für die Zuschauer spannend. Wer denkt nach dem 2:6 noch, das da was geht? Das ist das Schöne.“
Noch etwa fünf Minuten dauerte der Kampf, bei dem Chemnitz das Spiel dominierte und eher ein Chemnitzer, als ein Leipziger Sieg auf dem Schläger lag. Die Endsirene erlöste jedoch Leipzig und so nahmen die Wild Boys einen Punkt mit in die Overtime. Hier war es dann Florian Eichelkraut, der nach 56 Sekunden routiniert den Siegtreffer für Leipzig erzielte und damit die Meisterschaft für die IceFighters sicherstellte.
Manfred Wolf zeigte sich entsprechend zufrieden und sagte dazu nach dem Spiel: „Ich muss den Hut ziehen vor meiner Mannschaft. Das war die ganze Saison so. Wenn wir es brauchen, haben wir noch etwas im Tank und holen es raus. Das macht die Meistermannschaft aus. Die Unterstützung von unseren tollen Fans war enorm. Ich bin glücklich und stolz auf mein Team. Aber es war ein harter Kampf und daher Hut ab auch vor den Wild Boys.“
Auch Wild Boys Coach André Dietzsch war zufrieden und sagte: „Die IceFighters haben verdient die Meisterschaft geholt. Für mich ist es aber wichtig zu sehen, welche Qualität in unserer Mannschaft steckt, wenn das gespielt wird, was angesagt wird. Das war heute so gegeben. Den Punkt haben wir wirklich ‚gewonnen‘! Es war ein Spiel, wo man auch viel Spaß hatte. Da war Stimmung von der ersten bis zur letzten Minute. Ich glaube Jeder der heute da war, wird auch wieder kommen.“
So waren am Ende alle zufrieden. Leipzig konnte sein Team noch in der Halle als Oberliga-Meister feiern und die Chemnitzer hatten eines der besten Heimspiele der Saison 2013 / 2014 gesehen.
Zum Neuzugang Krzystof Regner sagte der Trainer „Krzystof war schon öfters beim Probetraining da gewesen. Er wird getestet. Das ist eine Gelegenheit, weil Augsburg in der Junioren-Bundesliga fast durch ist und da habe ich gesagt, dass er hier mitspielen kann. Er hat heute auch im Spiel gezeigt, dass er uns auch in der Tiefe unterstützen wird. Auch in den kommenden Spielen. Wie das dann weitergeht, wird man sehen. Jetzt wird schon geschaut, was die nächste Saison anbetrifft. Jetzt wird schon geplant und Ausblick gehalten. Letztes Jahr war es ja relativ kurzfristig oder eigentlich schon nach dem Fenster, wo man mit der Kaderplanung durch ist. Dieses Mal fangen wir etwas früher an.“
Stenogramm:
0:1 Tomas Vrba (Daniel Rau) 2:57
1:1 Florian Lüsch (ohne Assist) 4:04
1:2 Sebastian Alt (Überzahl-Tor 2) (Fabian Hadamik, Edward Gale) 20:51
1:3 Daniel Rau (Überzahl-T
or) (Tomas Vrba, Jedrzej Kasperczyk) 21:16
1:4 Edward Gale (Sebastian Alt, Florian Eichelkraut) 22:29
1:5 Edward Gale (Überzahl-Tor 2) (Fabian Hadamik, Jedrzej Kasperczyk) 27:20
2:5 Florian Lüsch (Torsten Hofmann) 27:57
2:6 Hannes Albrecht (Florian Ullmann, Elmar Trautmann) 34:10
3:6 Toni Uhlig (Michael Stiegler, Esbjörn Hofverberg) 35:29
4:6 Michal Vymazal (Jan Herman, Esbjörn Hofverberg) 37:24
5:6 Esbjörn Hofverberg (ohne Assist) 49:30
6:6 Jan Herman (Überzahl-Tor) (Esbjörn Hofverberg, Michal Vymazal) 54:29
Overtime 6:7 Florian Eichelkraut (Edward Gale, Armin Trautmann) 60:56
Zuschauer: 895